Echter Haarstrang

Haarstrang
Wechseltrockene Feucht- und Auenwiesen sind typische Lebens- räume des Echten Haarstrangs

Peucedanum officinale L.

Biologische Merkmale

Wuchsform

Der Echte Haarstrang ist eine ausdauernde, zw. 0,6 und 2 m hohe Pflanze mit ausladendem Wuchs. Der runde Stengel ist markig, kahl und im oberen Teil verzweigt. Die gefiederten Blätter sind 3 – 6-fach jeweils 3-zählig geteilt mit 4 – 10 cm langen und bis zu 0,3 cm breiten linealischen Zipfeln. Die großen Dolden sind 10 – 40-strahlig mit reichblütigen, gelb bis blassgelb blühenden Döldchen. Die 1 – 3 blättrigen Hüllen sind meist hinfällig, die Hüllchen sind vielblättrig. Die geflügelte Frucht ist elliptisch geformt und bis 8 mm lang und ca. 3 mm breit.

Blühphase

Die sommergrüne Art blüht im Hochsommer von Juli bis in den September und ist vorrangig in größeren Gruppen zu finden.

Besonderheit

Die ebenfalls häufige Bezeichnung „Arznei-Haarstrang“ bezieht sich auf die heilende Wirkung seiner besonders stark aromatischen Wurzeln, die sich gut zum Würzen eignen. Das in der Wurzel enthaltene Harz (Haarstrang-Gummi) wurde früher häufig als Ersatz für Asant genommen.

Lebensraum

Sein Hauptvorkommen hat die typische Stromtalpflanze sowohl auf wechseltrockenen Auenwiesen als auch auf Halbtrockenrasen. Schwerpunktvorkommen finden sich aber auch in Staudensäumen und Waldrändern auf trockenwarmen Standorten.

Gefährdung und Schutz

Während die Haarstrangart in der Roten Liste Deutschlands (1996) als gefährdet eingestuft ist, ist er aufgrund seiner geringen Ausbreitung in der Roten Liste Sachsens (2013) sogar als „vom Aussterben bedroht“ aufgeführt. Ursachen für sein Verschwinden sind häufig die Umwandlung in Acker, intensive Beweidung, Flussregulierungen, Verbuschung und Aufforstung.

Vorkommen und Verbreitung

Das Vorkommen der gemäßigt (-submediteranen) zwar seltenen, aber großflächig verbreiteten Art, umfasst wechseltrockene Trespen-, Mager- und Pfeifengraswiesen, Blutstorchschnabelgesellschaften, lichte Eichen-Trockenwälder, primäre, vom Menschen unbeeinflusste Buntreitgrashalden sowie wechseltrockene, meist kalkreiche, tonige Böden.

Der Echte Haarstrang ist zerstreut in ganz Europa verbreitet. In Deutschland ist er nur in Mittel- und Süddeutschland zu finden. In Sachsen kommt die Art nur im Leipziger Raum, entlang der Elster-Luppe-Aue von Knauthain abwärts vor.

Die Haarstrangwurzeleule

Haarstrangwurzeleule
Gut getarnte Haarstrangwurzeleule (Gortyna borelli)

Der Echte Haarstrang wird gerne von unterschiedlichen Tag- und Nachtfaltern als Futterpflanze aufgesucht. Neben einigen Tagfaltern, wie dem Schwalbenschwanz, und Nachtfaltern, wie Spannern und Spinnern, hat sich besonders eine Eulenfalterart, die „Haarstrangwurzeleule“, auf diesen Haarstrang als Wirtspflanze spezialisiert.

Biologie, Lebenszyklus und Spezialisierung

Die Larven des grau-braunen Nachtfalters, der Haarstrangwurzeleule, nutzen die Art als Futterpflanze und sind damit explizit an Haarstrangvorkommen gebunden. Nachdem die Eier der Falterart in der Umgebung des Haarstrangs abgelegt wurden, fressen sich die Raupen im Frühjahr vom Stengel bis zu der Wurzel durch. Zwischen Juni und Ende August, wenn sich die Raupen tief unter der Erde in der Wurzel aufhalten, nehmen sie bei einer späten Mahd keinen Schaden.

Aufgrund ihrer Abhängigkeit zu der ebenfalls seltenen Wirtspflanze wurde die Falterart in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in die Anhänge II und IV aufgenommen. Die extreme Spezialisierung kann der sehr seltenen Schmetterlingsart wiederum schnell zum Verhängnis werden. So kann bereits das Verschwinden des Echten Haarstrangs dazu führen, dass eine ganze Falterpopulation zusammenbricht.