Vögel füttern – Artenschutz oder nur Gewissensberuhigung?

Verschiedene Futterhäuser für Vögel hängen an einem Ast.
Futterhäuser für Vögel in verschiedenen Ausführungen.

Kaum September, da sind die Supermarktregale wieder voll mit Lebkuchen, Spekulatius und Co. Auch Vogelfutter ist dann nicht mehr weit. Doch sollte man Vögel im Winter überhaupt füttern?

Darüber streiten sich Experten. Unstrittig hingegen ist, dass unsere Vogelfütterung nur etwa 15 der 250 Vogelarten in Deutschland zugutekommt. Denn nur an den Menschen gewöhnte Vögel nehmen unser Hilfsangebot an. Diese uns bekannten Besucher, wie Meisen, Amseln oder Rotkehlchen sind (mit Ausnahme des Sperlings) allerdings alle nicht bedroht. Sie würden den Winter also auch gut ohne unsere Hilfe überstehen. Wildvögel hingegen meiden menschliche Siedlungen. Sie profitieren also nicht von unserer gutgemeinten Tat.

Im Gegenteil, denn durch die Fütterung haben häufige und an den Menschen angepasste Vögel einen Vorteil. Dadurch steigt der Konkurrenzdruck, was sich negativ auf die Artenzusammensetzung auswirken kann. Kritiker der Vogelfütterung betonen außerdem, dass die Vögel nicht verlernen sollten, sich ihr Futter selbst zu suchen. Zudem handelt es sich bei der Fütterung der Vögel nur um eine Symptombekämpfung, wichtiger wäre es die Ursachen für die Bedrohung der Vögel anzugehen. Durch Vogelfütterung kann man bedrohte Arten also nicht retten. Dafür wären der Schutz und der Erhalt von Lebensräumen viel wichtiger. Laut Nabu kann die Fütterung im Winter jedoch eine Hilfe für die Vögel und ein Naturerlebnis für uns sein. Wichtig ist, richtig zu füttern:

Für jeden das Richtige

Grundsätzlich unterscheidet man in Weichfutterfresser und Körnerfresser.

Weichfutterfresser, wie Rotkehlchen, Amsel und Star, fressen vor allem feine Samen und Früchte, sowie Insekten. Sie suchen ihre Nahrung bevorzugt in Bodennähe. Körnerfresser haben einen kräftigeren Schnabel, weshalb sie vorwiegend Samen und Kerne fressen, wie Finken und Sperlinge. Meisen, Spechte und Kleiber sind flexiblere Weichfutterfresser. Sie können im Winter also auch auf Körner und Mohn umstellen.

Um möglichst vielen Vögeln zu helfen, ist vielfältiges Futter entscheidend, auch wenn dies die verschiedenen Nahrungsquellen in der Natur kaum ersetzten kann. Für Weichfutterfresser eignen sich die im Handel erhältlichen Futtermischungen nicht. Stattdessen können Haferflocken, Rosinen und Obst in Bodennähe angeboten werden. Wichtig ist dabei das Futter nicht direkt auf den Boden zu legen, sondern in einen Behälter, wie zum Beispiel ein Futtersilo. Außerdem eignen sich Fett-Körner-Mischungen, wie Meisenknödel. Diese sollten sich allerdings nicht in Plastiknetzten befinden, da sich die Vögel darin verheddern und verletzten können. Die im Supermarkt erhältlichen Futtermischungen finden Körnerfresser etwas weiter oben platziert super. Dabei sollte man immer darauf achten vielfältiges und zertifiziertes Vogelfutter zu kaufen. Da das billige Futter zum einen oft viel Weizen enthält, welchen die Vögel meist übriglassen. Stammt es nicht aus ökologischem Anbau, gehen für unser Vogelfutter woanders Artenvielfalt und Natur verloren.

Das richtige Modell am richtigen Platz

Am besten eignen sich Futterspender, bei dem das Futter nur nach unten rutscht. In einem Vogelhaus hingegen laufen die Vögel im Futter herum und durch ihren Kot können sich Krankheiten verbreiten. Besitzt man bereits ein Vogelhaus, ist es wichtig dieses regelmäßig mit heißem Wasser zu säubern und Futter- und Kotreste zu entfernen. Die Futterstelle sollte an einen übersichtlichen Platz in der Nähe von Bäumen und Sträuchern sein, der vor Regen und Schnee geschützt ist. Befindet sich die Futterstelle in der Nähe von Glasscheiben, sollten diese durch entsprechende Markierungen sichtbar gemacht werden, damit die Vögel dort nicht verenden. Zudem kann es hilfreich sein, das Vogelhaus/-silo bereits im November zu platzieren, damit die Vögel sich daran gewöhnen können.

 

Fazit

Durch Vogelfütterung kann man bedrohte Arten nicht retten, doch sie kann für einige Vögel eine Hilfe im Winter sein und uns die Natur dabei etwas näherbringen. Bei der Fütterung sollte man auf zertifiziertes Futter und hygienische Verhältnisse achten, weshalb sich Futtersilos an einer übersichtlichen Stelle am besten eignen. Durch den Erhalt von Lebensräumen hilft man den Vögeln allerdings am meisten. Auch naturnahe Gärten mit verschiedensten Pflanzen und Versteckmöglichkeiten dafür aber ohne Pestizide können Vögeln ein Zuhause bieten.