Baumeister der Aue

Bald ist es wieder so weit, die Balzzeit der meisten Spechte beginnt und das typische Balzrufen und Trommeln sind zu hören. Vor allem Schwarzspechte (Dryocopus martius) sind für ihre auffälligen Höhlen bekannt. Um an tiefer im Holz fressende Larven zu gelangen, müssen oft große Löcher gehackt werden. Als ein Pionier des Waldes erschließt der Schwarzspecht vielen anderen Höhlenbrütern den Wald und insbesondere das Altholz. Der hoch entwickelte Schwarzspecht ist der größte Specht in unseren Breiten (bis zu 50 cm lang inklusive Schwanz). Sein Gefieder schimmert matt schwarz. Am Kopf trägt das Männchen einen komplett roten Scheitel, der sich beim Weibchen auf einen roten Nackenfleck beschränkt. Der Schnabel, besonders ausgeprägt und kräftig, ist gelblich. Besonders intensiv ist sein 10 bis 20-silbiger Ruf zur Fortpflanzungszeit, z.B. kwoih-kwihkwihkwihk-wikwikwik. Warnruf ist ein der Dohle ähnliches kijak, Flugruf kürr-kürr-kürr und Standortruf kliööh. Der Trommelwirbel des Männchens besteht aus etwa 17 Schlägen pro Sekunde. Daneben ist auch demonstratives Klopfen und langsameres Trommeln zu hören.

Der Schwarzspecht ernährt sich vorwiegend von Larven und Puppen, adulten Ameisen und Holz bewohnenden Käfern (Borken- und Bockkäfer). Auf der Suche nach Futter entstehen meist rechteckige Futterlöcher im unteren Stammbereich. Der Schwarzspecht ist eng an alte Baumbestände gebunden. Durch das Fehlen von Alt und Totholz wird sein Lebensraum immer kleiner. So bevorzugt er Altholzbestände wie 80 bis 100-jährige Rotbuchen mit mindestens 4 bis 10 Meter astfreien und über 35 cm starken Stämmen für seine Brut- und Schlafhöhlen. Die Nesthöhle wird 30 bis 55 cm tief in die Stämme gebaut. Ende März oder Anfang April legt das Weibchen 2 bis 6 spitzovale, weiß glänzende Eier.

Da viele gefährdete Höhlenbrüter wie Hohltaube und Dohle, aber auch Wildbienen, Fledermäuse und Bilche von der Bautätigkeit des Schwarzspechts profitieren, ist der Schutz und die dauerhafte Erhaltung einer ausreichenden Zahl von Höhlenbäumen ökologisch bedeutsam und erforderlich. Selbst Käuze und Schellenten nehmen die Höhlen dankend an. Diese kann man bei uns im Schlosspark mit etwas Glück beobachten.

Also nicht erschrecken wenn sie eine Schellente von oben begrüßt. Aber auch die Schwarzspechte kann man, gerade jetzt im Winter, an den noch kahlen Bäumen gut erkennen. Ihr Trommeln und markantes Rufen ist im Leipziger Auwald häufig zu hören. Achten sie bei ihrem nächsten Spaziergang doch mal auf die Baumeister, vielleicht entdecken sie auch einige Bruthöhlen. Altholzinseln können mit dem Ziel ausgewiesen werden, sie der natürlichen Sukzession zu überlassen. Grund genug den Alt- und Totholzbestand zu erhalten. Schwarzspechte haben einen ausgesprochen großen Aktionsradius und brauchen 120 – 500 ha je Brutpaar. Diese Fläche braucht allerdings nicht nur aus Wald am Stück zu bestehen, sondern kann sich aus kleineren Waldparzellen von wenigen Hektar zusammensetzen. Die Siedlungsdichte des Schwarzspechtes hängt vom Vorhandensein geeigneter Höhlenbäume und mehr noch vom Vorhandensein der Nahrung ab.