Was sind eigentlich Mastjahre?

Rund um die Auwaldstation gab es  dieses Jahr massenhaft Eicheln. (Bild: Uwe Scharf)Ganz sicher sind Sie drüber gestolpert: Dieses Jahr gab es in der Westaue zwischen Leipzig und Schkeuditz Unmengen an Eicheln. Die Kinder hatten reichlich Freude beim Sammeln von Rosskastanien … nur die Rotbuchen taten sich schwer, überreichlichen Fruchtansatz zu bilden. Aber hier geht es wohl um Individualität und innerartliche Absprachen – meint man. Schon in der Südaue zwischen Leipzig und Markkleeberg waren die Gegebenheiten anders. Den auffällig hohen Ertrag an Eicheln zum Anlass nehmend, wird es Zeit für einen Beitrag über die sogenannten Mastjahre.

Viele Baumarten bilden nicht kontinuierlich jedes Jahr eine bestimmte Menge an Früchten aus, auch wenn das Wetter einen ähnlichen Verlauf nahm.

Auffällig sind diese unterschiedlichen Ertragsmengen bei Buchen, Eichen und Kastanien, aber auch andere Gehölze wie Wildobstbäume folgen diesem Muster. Mit starkem Fruchtbehang werden sie zu Mastbäumen.

Die „Mast“ ist ein Wort der Jägersprache, was seinen Ursprung in der Bezeichnung der außerordentlichen Nützlichkeit für die Ernährung der Haustiere hat. Früher wurde besonders durch die Eichelmast ein hoher Zuwachs bei Schweinen erzielt. Das Vieh wurde in entsprechenden Jahren in den doch recht locker stehenden Wald getrieben und verblieb dort, bis die Eicheln aufgefressen waren. Die Menschen machten sich den hohen Nährstoff- und Energiegehalt der sonst ungenießbaren Samen zunutze, indem sie sie durch die Mägen der Haustiere schickten, die diese Samen fressen und verdauen konnten. Das Fleisch stand dann den Winter über den Menschen als Nahrung zur Verfügung.

Für die Pflanze bedeutet ein Mastjahr eine bedeutende Investition, die sie mit verringertem Holzwachstum, sichtbar an schmalen Jahresringen, und dem Verbrauch der vorhandenen Reservestoffe bezahlt, u.U. stehen für den Austrieb in der anstehenden Vegetationsperiode weniger Assimilate zur Verfügung, da die Pflanze mit leeren Speichern in den Winter geht.

Dieses Risiko gehen die Bäume aber als Überlebensstrategie und als Schutzmechanismus gegen Fressfeinde ein, um die eigene Fruchtentwicklung und die Bestandsentwicklung von Fressfeinden wie Rötelmaus und Eichhörnchen zu entkoppeln. Mastjahre finden in Abhängigkeit von Wettergegebenheiten regional unterschiedlich nur alle sechs bis zehn Jahre statt. Werden nach mageren Jahren plötzlich massenhaft Samen gebildet, können die Fressfeinde die anfallenden Samen nicht alle auffressen und so bleiben ausreichend Samen übrig, die keimen und später potenziell zu Bäumen heranwachsen können. Im Folgejahr ohne Mast schrumpfen auch die eventuell erhöhten Bestände der Fressfeinde wieder.

Waldarten wie Wildschwein, Eichhörnchen, Eichelhäher, Spechte, Mäuse, Hirsch und Reh profitieren ebenfalls von Mastjahren, indem sie die Samen direkt fressen oder im Folgejahr den vermehrten Aufwuchs an Sämlingen abweiden. Viele Insektenarten z.B. der Eichelbohrer und ungezählte Spezialisten in der Streuschicht erfahren in Mastjahren eine Bestandsauffrischung.