Braucht der Igel Hilfe?

Bild von Susann Mielke auf Pixabay
Bild von Susann Mielke auf Pixabay

Durch die massive Verkleinerung ihres Lebensraums und den Schwund an Insekten, sind Igel zu Kulturfolgern geworden und in unsere Gärten gezogen. Leider ist die Nähe zum Menschen mit einigen Problemen verbunden. Oft finden Igel den Weg in unsere Gärten, kommen aber nicht wieder heraus. Gartenzäune versperren ihn den Weg. Durch Mäuse- und Rattenfallen laufen Sie Gefahr sich Pfoten und Nase abzuschlagen. Andere von ihnen fallen in Lichtschächte und Teiche oder können hohe Kellertreppen nicht überwinden. Mit einfachen Abdeckungen oder Ausstieghilfen können solche Unfälle verhindert werden.

Igel sind Insektenfresser. Sie ernähren sich u.a. von Käfern, Spinnen, Larven, aber auch von Tausendfüßlern, Regenwürmern und Schnecken. Sie sind damit eine willkommene Unterstützung bei der Schädlingsbekämpfung im Gemüsebeet. Um die Nahrungsgrundlage des Igels nicht zu vernichten, sollte auf chemische Bekämpfungsmittel und Mineraldünger unbedingt verzichtet werden. Igel fressen zudem sowohl lebende Nacktschnecken als auch die toten vergifteten. Sie quälen sich dann wochenlang, bis sie durch das Gift sterben. Machen wir es uns leicht. Verzichten wir auf den Einsatz von Pestiziden und fördern damit einen Nützling im Garten, der Nacktschnecken Beine macht.

Doch die Gefahren für Igel gehen weiter. Wenn sich die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere tagsüber in wilden ungestörten Ecken ausruhen, werden sie von Fadenmähern, Tellersensen oder Freischneidern überrascht. Diese kommen auch unter Sträucher und Büsche und führen nicht selten zum Tod der Tiere. Aber auch nachts sind die umherstreifenden Igel – auf der Suche nach Spinnen, Nacktschnecken und Käfern – nicht allein. Sie teilen sich den Garten mit Mährobotern. Auch diese machen vor Igeln nicht halt und verletzen sie schwer. Schützen kann man die Tiere durch das Mähen in den Vormittagsstunden, unter vorhergehender Kontrolle uneinsichtiger Stellen wie unter Tannen, Bodendeckern und Büschen.

Im Herbst sind Igel dann auf der Suche nach naturbelassenen Gärten, um den Winter zu verschlafen. Deswegen findet man Igel eher in den „unordentlichen“ Ecken mit viel Laub, Reisig und einheimischen Gehölzen. Denn diese bieten neben Nistmaterial auch genügend Nahrung für den Winterspeck. Leider werden hier auch Laubsauger zur großen Gefahr, die oft schon im Frühling Igel und ihre Jungtiere bedrohten. Im Zuge des „Reinemachens“ wird nun nicht nur das dringend benötigte Material für den Nestbau, sondern auch wertvolles Kleingetier als Nahrungsquelle vom Laubsauger vernichtet. Der Aufruf lautet also: Mut zur wilden Ecke – schaffen wir Rückzugsräume für Bienen, Igel und andere Nützlinge.

Sind Igel dann noch spät im Jahr unterwegs, besteht kein Grund zur Panik. Denn für den Zeitpunkt des Winterschlafs ist nicht der Monat sondern die Außentemperatur entscheidend. Mit unseren zunehmenden milden Wintern ist der Winterschlaf des Igels relativ kurz. Zudem hat sich gezeigt, dass auch junge Igel mit niedrigem Überwinterungsgewicht eine wesentlich größere Überlebenschance haben, als angenommen. Haben wir also Vertrauen in die Natur. Igel sind Wildtiere und möchten nur im äußersten Notfall von uns in Obhut genommen werden.

Im Frühling heißt es dann, geduldig sein und unseren Garten in der vermeintlichen „Unordnung“ in Ruhe lassen. Mit dieser Wartehaltung geben wir den Tieren die Chance ihr Winterquartier zwischen Ende März und Anfang Mai unverletzt zu verlassen. Das bedeutet für uns – zum Schutz der oft unscheinbaren Nester – das Umsetzen von Komposthaufen oder beräumen von Reisighaufen und ähnlichen wilden Ecken auf Ende Mai zu verschieben.

Nach ihrem Winterschlaf wirken Igel oft etwas matt und bewegungslos. Es braucht Zeit, bis ihr Kreislauf wieder richtig hochgefahren ist. Wer jetzt helfen möchte, kann dies mit etwas Katzenfutter und einem Schälchen Wasser tun. Denn Igel sind nun oft dehydriert. Mit Milch tuen wir ihnen hingegen keinen Gefallen- Igel sind laktoseintolerant.

Helfen wir mit, unsere Gärten wieder lebenswert zu machen und lassen uns von diesem sympathischen Gartenbesucher erfreuen.