
Im letzten Teil unserer Reihe „Nisthilfen auf dem Prüfstand“ ist es an der Zeit, mit dem Irrglauben aufzuräumen, dass Wildbienen Kiefernzapfen als Ort zum Nisten aufsuchen würden. Dennoch enthalten die meisten im Handel erhältlichen „Insektenhotels“ Zapfen, da sie einen natürlichen Eindruck hinterlassen, viel Platz einnehmen und so ein billiges Füllmaterial darstellen. Wenn überhaupt werden diese von Marienkäfern, Florfliegen oder Ohrwürmern genutzt. Wie im vergangenen Tipp beschrieben, sind Ohrwürmer in direkter Nachbarschaft zu Wildbienen aber Pollenräuber. Zapfen für Nützlinge sollten also eher isoliert – im näheren Umfeld von mit Läusen befallenen Pflanzen – angeboten werden.
Wildbienen-Nisthilfen artgerecht zu gestalten, ist dann doch nicht ganz so einfach, wie medial dargestellt. Sie sind jedoch eine gute Möglichkeit, Menschen die Lebensweise dieser wichtigen Tiere näher zu bringen. Mit der Beobachtung wächst das Interesse und im Idealfall der Wunsch, etwas für diese Tiere zu tun. Bewusst machen sollte man sich nur eines: Künstliche Nisthilfen unterstützen in der Regel häufig vorkommende Wildbienenarten. Sie können aber in keiner Weise natürliche Nistplätze ersetzen. Mit der Anbringung einer solchen Nisthilfe ist es also nicht getan. Die Förderung des natürlichen Lebensraumes sollte im Vordergrund stehen. Ein Nebeneinander von Nahrung (ein Drittel aller Wildbienenarten ist auf eine Nahrungspflanze spezialisiert), Baumaterial (alle Wildbienen sind auf ein spezifisches Baumaterial angewiesen) und Nistplatz (allein 80 Prozent der Wildbienen hängen direkt von offenen Bodenstellen ab) im Umkreis von 200 bis 300 Metern sind ideal.
Leider werden Nisthilfen vielerorts zur Beruhigung des Gewissens eingesetzt (#greenwashing #beewashing). Es braucht sehr viel mehr, um Wildbienen wirklich zu helfen. Wir können in unserem Umfeld anfangen: jede blühende Wildblumenwiese und jeder Quadratmeter unbefestigter, offener Boden zählt!
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