Wenn Unwissenheit Tiere tötet

Mauersegler, die Luftakrobaten unserer Städte

Wer einmal an einem Sommerabend auf den Ruf und das abenteuerliche Flugspiel dieser Tiere aufmerksam geworden ist, vergisst sie nicht mehr so schnell. Mauersegler verbringen – mit Ausnahme der Brutzeit – ihre komplette Lebenszeit in der Luft. Sie ernähren sich von Luftplankton, fischen ihr Nistmaterial aus der Luft und schöpfen Wasser im Fliegen. Sie putzen und paaren sich und schlafen sogar in schwindelerregender Höhe.

Ihr Leben findet völlig fern vom Menschen statt, aber doch hängt ihre Existenz von uns ab. Als Höhlenbrüter legen Mauersegler Nester in Spalten, Nischen und Lücken von Gebäuden an. Das war nicht immer so. Erst mit den Menschen wurden geeignete Baumhöhlen immer seltener. Haben die Vögel an einem Ort erfolgreich Junge aufgezogen, kehren sie jedes Jahr in dieses Nest zurück. Bei Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten werden aber auch die letzten Spalten verschlossen und damit jahrelange Brutplätze zerstört. Dabei sind bereits vorhandene Nistplätze nach deutschem und auch europäischem Recht geschützt und ihre Entfernung oder Verschließung strafbar. Für die ortstreuen Tiere ist der Verlust der Nester ein nicht zu unterschätzender Gefährdungsfaktor.

Der Erhalt von Nistplätzen sollte die wichtigste Maßnahme zum Schutz dieser Tiere sein. Zusätzlich kann man mit dem Anbringen von Nistkästen oder speziellen Niststeinen den Rückgang dieser beeindruckenden Tiere reduzieren.
Leider führen die Intensivierung der Landwirtschaft, die langjährige und zunehmende Verwendung von Pestiziden, die Zerstörung von Lebensräumen und der Klimawandel zu einem zunehmenden Insektenschwund. Eine andauernde kühle Witterung wirkt sich auf die Flugtätigkeit von Insekten aus. Die stark gefährdeten Mauersegler leiden immer mehr unter Nahrungsknappheit. Hohe Temperaturen hingegen sorgen dafür, dass sich der Brutraum an Gebäuden auf bis zu 100 Grad aufheizt. Die Jungvögel begehen dadurch eine regelrechte Nestflucht. Auch wenn sie den Sturz überleben, werden sie – im Gegensatz zu anderen Vogelarten – nicht mehr von ihren Eltern versorgt.

Wie verhalten wir uns richtig, wenn wir einen am Boden sitzenden Mauersegler finden?
Mauersegler sind sehr knifflige Pflegline. Sie sind für ein Leben im Flug gemacht. Nur durch den kleinsten Knick einer Feder sind sie flugunfähig und können sich damit nicht mehr selbst ernähren. Sie sind mit bestmöglichem Wissen und Geduld zu behandeln, um Ihnen eine Rückkehr in ihr Element zu ermöglichen. Ein am Boden liegender oder sitzender Mauersegler ist immer hilfsbedürftig. Er sollte keinesfalls – wie oft beschrieben – in die Luft geworfen werden. Man nimmt das Tier hingegen möglichst ohne direkten Kontakt mit der menschlichen Haut auf und setzt es in einen mit Küchenpapier gepolsterten und mit Luftlöchern versehenen Karton.

Ehe man das Tier durch falsche Pflege langfristig schädigt, holt man sich Rat in der Mauerseglerklinik der Deutschen Gesellschaft für Mauersegler unter 069-35351504. Lokal gibt es oft weitere Ansprechpartner, wie die Deutsche Wildvogelhilfe oder andere Einrichtungen der Wildtierhilfe. Aus Mangel an spezialisierten Mauersegler-Anlaufstellen existiert mittlerweile sogar eine Art Mauersegler-Kurier, der verletzte Tiere über Freiwillige in die nächste Annahmestelle bringt (Kontaktinfos unter www.mauerseglerstarthilfe.com). Unter www.mauersegler.com findet man zudem detaillierte Anleitungen zur Pflege von Mauerseglern.

Für Mauerseglerfreunde und die, die es noch werden wollen, gibt es unter https://www.nestplatz.de/mauersegler-webcam/ interessante Einblicke in Mauersegler-Nester.
Die inzwischen auf die Rote Liste abgerutschten Tiere brauchen unsere Hilfe. Jeder Einzelne kann etwas zum Schutz der Tiere – z. B. durch insektenfreundliche Gärten – beitragen.