Wenn Tierliebe Tierwohl gefährdet

Die Zeit der Igelanrufe hat wieder begonnen. Gerade jetzt im Spätsommer sind Funde von Jungtieren oder gar Säuglingen nicht selten. Problematisch wird es hier nur, wenn falsche Tierliebe oder Neugier dazu führen, dass säugende Mütter und ihr Wurf gestört oder gar angefasst werden. Wir möchten deshalb auf dieses verbreitete Problem aufmerksam machen.

Junge Igel – Foto: Kristin Franke

Entdeckt man einen Igelwurf in seinem Nest, heißt es Abstand aufbauen, die Tiere in Ruhe lassen und keinesfalls anfassen. Auch Igel sind Säugetiere. Säugetiermütter wittern den fremden Geruch nach menschlichem Kontakt und nehmen ihre Kinder nicht mehr an. Ist keine Mutter zu sehen, beobachtet man aus reichlich Entfernung, ob sie zurückkehrt. Dies kann mehrere Stunden dauern. Nachts verlassen Igelmütter ihre Jungen, um auf Beutejagd zu gehen. Während dieser Tageszeit ist es also nicht ungewöhnlich, Jungtiere allein in ihrem Nest zu finden.

Laufen Igelkinder jedoch tagsüber außerhalb ihres Nests herum, ist das in aller Regel ein Alarmzeichen. Haben die Igel noch geschlossene Augen und rufen laut, besteht Handlungsbedarf. Es handelt sich um Säuglinge, die offensichtlich nach ihrer Mutter suchen. Sie können ihre Temperatur noch nicht alleine regulieren und benötigen zuallererst Wärme. Ein Igel der unterkühlt ist, darf nicht gefüttert werden. Erst wenn der Bauch handwarm ist, verkraftet das Tier eine Fütterung.

Für Fälle wie diesen sucht man sich telefonischen Rat bei einer Igelstation oder Pflegeeinrichtung. Mit unserem Naturschutzberatungs-Telefon versuchen auch wir zu beraten und Igel an private Pflegepersonen zu vermitteln. Zudem steht die Facebook Gruppe „Igelfreunde und die, die es werden wollen“ online mit Rat und Tat zur Seite. Auch die Seite www.pro-igel.de gibt umfangreiche Pflegehinweise.

Passend zum Thema informiert Kristin Franke diesen Samstag wieder in der Auwaldstation über die richtige Pflege von Igeln in Not. Es sind noch Plätze frei.

Foto: Kristin Franke