Jedes Kind spricht vom Weißstorch, welcher vor dem winterlichen Kälteeinbruch in wärmere Gefilde flieht. Doch längst nicht mehr alle Weißstörche scheinen den Weg nach Nordafrika für nötig zu halten. Viele nach Westen ziehende Störche fliegen nur noch bis zur Iberischen Halbinsel. Der Leipziger Weißstorch-Experte Manfred Seifert begründet diesen Trend mit dem „reichlichen Nahrungsangebot auf offenen Deponien und bewässerten Reisfeldern in Spanien und Portugal“. Dies hat den Vorteil, dass sie sich die Energie zehrende Reise nach Nordafrika sparen und damit ihre Überlebenschancen steigern. Ein weiteres Phänomen ist, dass offenbar viele Weißstörche die Reise gar nicht mehr antreten und einfach in Deutschland bleiben. Überwinternde Weißstörche sind vor allem im Südwesten von Deutschland keine Seltenheit mehr. „Besonders in Oberschwaben und im Elsass waren die Populationen in den 80-er Jahren auf dem Tiefpunkt.“ Durch Nachzuchten gibt es wieder einen deutlichen Anstieg der Brutpaare. „Die Zufütterung der in die Freiheit entlassenen Tiere brachte sie zum Bleiben.“ In den ostdeutschen Bundesländern sind Winterstörche dagegen eine Ausnahme. Derzeit meldet Storchenbetreuer Uwe Seidel drei Winterstörche in Sachsen, die es vorziehen, im Brutgebiet zu bleiben.
Wie sich unsere Weißstorch-Populationen angesichts drohender Schließung von Deponien und zunehmender Trockenheit entwickeln, bleibt offen. Deutlich wird nur, dass die Nahrungsopportunisten die Vorteile von milden Wintern längst erkannt haben. Außerdem könnte sich die Frühjahrstrockenheit auch vorteilhaft auf die Jungenaufzucht auswirken, da weniger Jungstörche an Durchnässung und Unterkühlung sterben.
Über den aktuellen Anteil der Winterstörche gibt es leider noch keine Übersicht. Derzeit läuft aber eine Erfassung jener durch den NABU. Es bleibt also spannend. Beteiligt euch und meldet eure Beobachtungen bis zum 31. 01. 2024 auf der Seite https://nabu-naturgucker.de/weissstorch.
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