Liebesgeflüster im Schutz der Dämmerung

Foto: Nico Sonnabend

Ein unheimliches Heulen und Kreischen begleitet derzeit die Dämmerung in unseren Parks und Wäldern. Doch der allabendliche Spuk ist kein böses Omen, sondern Teil einer wichtigen Show, die nur einer gilt: einem Waldkauz-Weibchen. Mit dem langgezogenen „Huu-hu-huhuhuhuu“ begrenzen balzende Waldkäuze ihr Revier und versuchen eine Partnerin anzulocken. Endet der Gesang, haben sich beide an einem Treffpunkt eingefunden. Doch die Auserwählten lassen sich eine ganze Weile um ihre Gunst bitten und wehren die liebestollen Werber mit Kreischen und Fauchen ab. Erst im Laufe der nächsten Tage gewöhnen sie sich an ihren steten Begleiter und lassen sich auf mehr Nähe bis hin zum zärtlichen Köpfchen-Kraulen ein. Ist diese Annäherung erst einmal geglückt, bleiben sie ein Leben lang zusammen. Das für unwissende Zuhörer unheimlich anmutende Geräusch ist also viel mehr ein Liebesgeflüster. Gefällt der Dame der angebotene Brutplatz und stimmen Qualität und Menge der vom Männchen präsentierten Beute, beginnt schon im Spätwinter die Brutzeit. In der etwas wärmeren Stadt kann die Brut sogar schon im Januar beginnen. Aber Achtung, sind die Jungen erst einmal als Ästlinge im Baum unterwegs, sollte man die Angriffslust der Eltern nicht unterschätzen. Etwas, das Eric Hosking, einer der bekanntesten Naturfotografen des vergangenen Jahrhunderts, schmerzlich erfahren musste. Verlor er doch durch einen Waldkauz-Angriff sein linkes Auge. „An Eye for a Bird“ lautete der Titel seiner Biographie.

Haben Waldkäuze erstmal einen morschen Baum mit Höhle gefunden, bleiben sie ihm viele Jahre treu. An sonnigen Tagen sieht man sie dort gerade in der kalten Jahreszeit ein Sonnenbad genießen.

Auch Begegnungen mit Waldohreulen sind in den kalten Wintermonaten keine Seltenheit. Sie bilden regelrechte Schlafgesellschaften von nicht selten bis zu 20 Eulen in Baumgruppen. Entsprechend viele Gewölle oder Speiballen lassen sich unter diesen Bäumen finden.

Sogar die größte Eulenart, der Uhu, wird seinem wissenschaftlichen Namen Bubo bubo dieser Tage gerecht. „Buho“ ertönt tief und weit hörbar, oft gefolgt von einem helleren „uhu“. Eine zärtliche Annäherung zwischen einem männlichen und dem deutlich größeren weiblichen Tier. Dieser Wechselgesang verrät die Anwesenheit der majestätischen Tiere, auch ohne Sichtkontakt.

Die ebenfalls zu den Uhus gehörende Schneeeule, bekommen wir hierzulande jedoch nicht zu Gesicht oder zu Ohr. Ein Erlebnis, in dessen Genuss Menschen in Nordamerika aber immer häufiger kommen. Die USA erleben in den letzten Jahren eine Eroberung durch einfliegende Schneeeulen. Diese lassen sich vermehrt auf Flughäfen nieder, deren karges Gelände an ihre Heimat, die Tundra, erinnert.

Auch wenn der Februar oft grau, nass und ungemütlich erscheint. Ein Spaziergang in der Dämmerung ist immer ein besonderes Erlebnis mit mancher Überraschung im Gepäck. Wer dies gern angeleitet erleben möchte, konnte sich zur naturkundlichen Abendwanderung am 24. Februar in der Auwaldstation anmelden, die inzwischen ausgebucht ist.