Kommt nicht in die Tüte – Torf gehört in den Boden

Dylan Moore, Peat extraction south of Daingean, Co. Offaly – geograph.org.uk – 1390460, bearbeitet, CC BY-SA 2.0 und Pixabay

Was hat ein Kräutertopf aus dem Supermarkt mit der Klimakrise zu tun? Ganz einfach: Basilikum, Petersilie und Co. werden, wie ein Großteil unseres Gemüses, in einem Pflanzensubstrat auf Torfbasis herangezogen. Für den Torfabbau werden Moore entwässert und damit der gebundene Kohlenstoff in Form von CO2 in die Atmosphäre freigesetzt.

Nachdem hierzulande 95 Prozent aller Moore ausgelöscht wurden, verlagern wir den Abbau in die baltischen Moorgebiete. Und das, obwohl Moorgebiete mit einem weltweiten Flächenanteil von 3% und 600 Milliarden Tonnen unsere wichtigsten CO2-Speicher sind.

Gratulation, Klimakrise noch immer nicht verstanden. Jährlich werden so in den baltischen Staaten 4,4 Millionen Tonnen Torf abgebaut und exportiert. Deutschland und die Niederlande sind dabei die größten Importeure des baltischen Torfs, der für Blumenerde und Wachstumssubstrate im industriellen Gemüse- und Zierpflanzenanbau verwendet wird. Knapp 1,6 Millionen Tonnen des auf diese Weise in den Niederlanden angebauten Gemüses landeten 2022 auf deutschen Tellern.

Der Abbau von Torf in Estland und Lettland ist aufgrund niedriger Pacht- und Arbeitslöhne sowie unzureichender Naturschutzvorschriften äußerst profitabel. Der Abbau ist denkbar einfach, und der Gewinn fließt ausschließlich an die ausländischen Eigentümer. Externe Kosten wie CO2-Ausstoß, Wasserprobleme und verlorene Artenvielfalt fließen nicht in den Produktpreis ein. Die Pflicht, abgetorfte Moore wieder zu vernässen, umgehen die Unternehmen, indem sie einfach neue Genehmigungen für angrenzende Flächen beantragen und so die Verpflichtung zur Renaturierung um weitere Jahrzehnte verlängern. Eine klare Form von industriellem Kolonialismus.

Dabei sind die wenigen verbliebenen naturnahen Moore mehr als nur Kohlenstoffsenken. Sie regulieren den Wasserhaushalt, dienen als Filter für unser Trinkwasser und wirken als Puffer bei Dürre und Überschwemmungen. Sie haben einen kühlenden Effekt und sind nicht zuletzt ein unersetzbarer Lebensraum für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Wie aufwendig die Wiederherstellung eines bereits entwässerten Moores ist, zeigt das Tähtvere-Moor, das während der sowjetischen Besatzung für Heizmaterial abgetorft wurde. Die Natur hat sich hier selbst nach drei Jahrzehnten nicht erholt.

Wie paradox, dass ein Großteil des Anbaus von Energiemais in Norddeutschland auf entwässerten ehemaligen Niedermoorböden stattfindet. Dies zeigt, wie kontraproduktiv die Förderung der Biogasproduktion durch die EU war.

Der Torfabbau mag nun ausgelagert sein, die Kosten dafür tragen wir dennoch über die Ländergrenzen hinweg.