Der Schneeball für den Sommer

Bei der Auswahl von Pflanzen für Gärten und Landschaften sollten nicht nur ästhetische Aspekte, sondern auch ökologische Auswirkungen und Zusammenhänge berücksichtigt werden. Heute möchten wir einige Gründe vorstellen, warum unsere einheimischen Schneeballarten (Viburnum opulus L. und Viburnum lantana L.) eine bessere Wahl sind als der beliebte Rhododendron.
 
Die Blüten der Rhododendren mögen zwar das menschliche Auge entzücken, locken jedoch nur wenige Tiere an. Einige wenige Wildbienen und Raupen finden dort Nahrung, sind jedoch nicht auf die exotischen Sträucher spezialisiert und können genauso gut anderswo Nahrung finden. Die trichterförmigen Blüten sind zudem für Insekten mit kurzen Rüsseln ein Hindernis, da sie den Nektar nicht erreichen können. Die in allen Pflanzenteilen enthaltenen giftigen Diterpene machen die Rhododendren für unsere Tierwelt unattraktiv. Darüber hinaus setzt das Laub beim Verrotten Säure frei, was zur Senkung des Boden-pH führt und gemeinsam mit dem aus den Wurzeln freigesetzte Gift das Wachstum anderer Pflanzen beeinträchtigt.

 
Im Gegensatz dazu bietet der Gemeine Schneeball eine Vielzahl von Vorteilen für die Tier- und Umwelt. Die tellerförmigen Blütenstände locken Schmetterlinge, Käfer, Bienen und Schwebfliegen an und bieten ihnen reichlich Pollen und Nektar. Der Schneeball dient als wichtige Nahrungsquelle und ist z.B. der Lebensraum des auf Schneeballarten spezialisierten Schneeballblattkäfers. Weiterhin dient er als Raupenfutterpflanze unter anderem für eine vom Aussterben bedrohte Schmetterlingsart: den Maivogel. Die roten Steinfrüchte, die nach der Blüte erscheinen, dienen bis in den Winter hinein als Nahrung für 22 Vogel- und 11 Säugetierarten. Die weinrote Färbung der Blätter verleiht zudem den Gärten im Herbst eine schöne Atmosphäre.
 
Unter den zahlreichen Neophyten (d.h. eingeschleppte/nicht heimische Arten) und dem invasiv auftretenden Pontischen Rhododendron gibt es zwei einheimische Rhododendron-Arten: die Bewimperte und die Rostblättrige Alpenrose. Allerdings kommen diese hauptsächlich in den süddeutschen Gebirgen vor und finden in Mitteldeutschland keine geeigneten Standortbedingungen.
 
Die Schneeballarten sind bei uns heimisch und tragen einen deutlich höheren ökologischen Wert. Allerdings ist auch beim Kauf von Schneeballpflanzen Vorsicht geboten. Sorten wie der Garten-Schneeball oder Roseum-Schneeball besitzen ausschließlich sterile Blüten, die den Insekten keinen Nektar und Pollen bieten.
 
Insgesamt sind die Wildformen des Schneeballs ökologisch äußerst vielseitig und bieten vielen Arten sowohl Nahrung als auch Lebensraum und Schutz, was zur Erhaltung der Biodiversität beiträgt.