Igel – Hilfsbedürftigkeit erkennen

Bild von Jochen Liedtke auf Pixabay.

Wer mag ihn nicht, diesen stacheligen Sympathieträger,
den Igel?         
In diesen Tagen erreichen uns immer mehr Anrufe besorgter Bürger. Denn eine neue Igelgeneration verlässt ihre Nester und man trifft mancherorts auf umherlaufende Igeljungtiere. Doch woran erkennt man, ob ein Igel Hilfe benötigt oder quietschvergnügt auf Nahrungssuche ist? Um dieser Frage nachzugehen, zeigen wir Ihnen, wie Sie Krankheit, Unterernährung oder Verletzungen erkennen können und geben Anregungen, wie artgerechte Hilfe aussehen kann.

Dennoch sollte immer bedacht werden, dass Igel nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt sind. Sie dürfen nur in Ausnahmefällen aus der Natur entnommen werden.

Die folgenden Fragen dienen der Einschätzung der Hilfsbedürftigkeit:

Wann wurde der Igel gefunden? Entdeckt man einen Igel am helllichten Tag, ist das oft schon ein Alarmzeichen. Gesunde Igel sind nacht- und dämmerungsaktiv.

Ist der Igel krank? Wurde der Igel torkelnd oder gar apathisch liegend ohne Deckung aufgefunden, sind Erkrankungen anzunehmen. Kranke Tiere rollen sich bei Geräuschen oder Berührung meist nicht ein. Ihre Augen wirken eingefallen und schlitzförmig, statt halbkugelig hervorstehend. In der warmen Jahreszeit sind kranke, geschwächte oder verletzte Tiere oft von Fliegen umgeben. Diese legen ihre Eier auf die Haut der Tiere. Auch Flöhe, Zecken, Milben und Innenparasiten setzen bereits geschwächten Igeln stark zu. Anzeichen von Unterernährung werden durch den sogenannten Hungerknick, einer Einbuchtung hinter dem Kopf sowie durch herausstehende Hüftknochen sichtbar. Bei gut genährten Tieren spricht man eher von einer Birnenform (vorn schmal, hinten breit).
Nicht zwingend hilfsbedürftig sind jedoch Igel, die durch Hunde, Bauarbeiten oder durch Versetzen von Reisig- und Holzhaufen aufgestört wurden. Diese suchen lediglich einen neuen Unterschlupf. Auch säugende Weibchen wechseln tagsüber manchmal zwischen Schlaf- und Aufzuchtnestern.

Ist der Igel verletzt? Oft lässt sich durch Fundort und Umstände schon auf Verletzungen schließen. So sind Tiere, die in Lichtschächten oder Baugruben gefunden werden, meist unterernährt.

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Handelt es sich um Igelsäuglinge? Noch auf das Säugen bei der Mutter angewiesene Jungtiere, erkennt man an ihrer Körperlänge von etwa 5 – 10 cm und einem Gewicht von nur
15 – 120 g. Anfangs sind Augen und Ohren noch geschlossen. Findet man Tiere dieses Alters tagsüber außerhalb des Nestes sind sie möglicherweise mutterlos und unterkühlt (Bauch kühler als eigene Hand). Um aber ganz sicher zu gehen, wartet man in großer Entfernung, ob die Igelmutter die Jungen zurück ins Nest holt. Nur wenn die Jungen stundenlang allein umherirren oder gar Krankheitssymptome zeigen, sind sie hilfsbedürftig. Entdeckt man jedoch Tiere innerhalb ihres Nestes, sollten sie schnell bedeckt und in Ruhe gelassen werden. Elterntiere werden nicht zurückkehren, solange sie sich beobachtet fühlen.     
Was viele nicht wissen: 80% der Igel werden im August und September geboren. Sie haben nun noch genug Zeit, um sich genügend Winterspeck anzufressen. 

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Handelt es sich um Tiere nach Wintereinbruch (d.h. Dauerfrost und oder Schnee)? Igel, die noch bei frostigen Temperaturen tagsüber angetroffen werden, sind in der Regel kranke oder schwache Alttiere oder Jungtiere eines späten Wurfs. Jungtiere benötigen ein Minimalgewicht von 500 bis 600 g, um mehrere Wochen oder Monate ohne Nahrung auszukommen. Bei Alttieren spricht man von einem Überwinterungsgewicht von 900 bis 1200 g. Leichtere Tiere haben oft zu wenig Reserven, um den Winter unbeschadet zu überstehen. Hier gilt es, sich genau zu informieren, wie u.a. durch ein Zufüttern im Freien geholfen werden könnte. Die Pflege im Haus sollte nur im absoluten Notfall in Betracht gezogen werden.

Leider wird der Igel als kleines niedliches, eher gemächliches Wildtier, oft Opfer falsch verstandener Tierliebe. Dabei ist die wichtigste Hilfe für den Igel vielmehr seinen Lebensraum zu verbessern. Grundsätzlich sind Igel nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Sie dürfen nur in Ausnahmefällen aus der Natur entnommen werden.

Zudem gilt es immer abzuwägen, ob die Entnahme eines geschwächten Tieres angebracht ist. Schließlich stehen Igel auf dem Speisezettel einiger ebenfalls gefährdeter Tiere, wie dem Europäischen Uhu oder dem Dachs und sind damit Teil eines Kreislaufes. Wer sich jedoch entschließt ein hilfsbedürftiges Tier zu pflegen, sollte sich vorher unbedingt über dessen Bedürfnisse und Biologie informieren.

Die Naturschutz-Erstberatungsstelle der Auwaldstation hilft euch im Zweifelsfall bei der Einschätzung und unterstützt bei der Suche nach fachkundigen Pflegestationen, die Igel im Raum Leipzig aufnehmen. Eine hilfreiche Grafik zur Entscheidungsfindung, was mit dem Tier zu tun ist, bietet der LBV unter:
https://www.lbv.de/ratgeber/tier-gefunden/igel-gefunden/
Weitere Informationen finden Sie außerdem hier:          
www.pro-igel.de, www.auwaldstation.de