
Isn’t it funny how day by day nothing changes, but when you look back everything is different? – C.S. Lewis
(Übersetzung: Ist es nicht seltsam, wie sich Tag für Tag nichts zu verändern scheint – aber wenn man zurückblickt, ist plötzlich alles anders?)
Die meisten Veränderungen passieren nicht plötzlich, sondern ganz langsam und Schritt für Schritt. Oft merken wir sie erst, wenn wir gedanklich zurückblicken. Was wir als normal und als Standard wahrnehmen, hängt davon ab, was wir selbst erlebt haben.
Erinnert ihr euch noch an lange Autofahrten in den Sommerurlaub? Früher war die Windschutzscheibe danach voller Insekten. Heute ist das anders. Vielleicht ist euch das schon aufgefallen. Kinder, die jetzt aufwachsen, kennen das gar nicht mehr. Für sie ist es normal, dass nach einer achtstündigen Autofahrt kaum ein Insekt an der Scheibe klebt.
Das zeigt, wie sich unsere Vergleichswerte verändern. Wissen geht verloren, weil sich von Generation zu Generation unsere sogenannte Basislinie, also unsere Vergleichsgrundlage, verschiebt. In der Umweltforschung nennt man das „Shifting Baselines“ – auf Deutsch „sich verschiebende Bezugsgrößen“. Der Begriff gewinnt in Zeiten des Klimawandels wieder an Bedeutung, weil er erklärt, warum wir viele Veränderungen in ihrem vollen Ausmaß kaum noch wahrnehmen.
Wir versuchen, diesem Vergessen etwas entgegenzusetzen, indem wir unsere Umwelt dokumentieren – in Geschichten, in Bildern oder in wissenschaftlichen Aufzeichnungen. Doch wirklich verlässliche Daten gibt es erst seit wenigen Jahrzehnten. Gute Zahlen über Tierbestände reichen selten weiter als 150 Jahre zurück. Wie die Natur aussah, bevor der Mensch so stark in sie eingegriffen hat, lässt sich kaum noch genau nachvollziehen.
So verschiebt sich unsere Wahrnehmung immer weiter. Artensterben, Hitzetage oder Trockenzeiten nehmen wir oft gar nicht mehr in ihrem vollen Ausmaß wahr. Der französische Meteorologe François Jobard beschreibt das sehr anschaulich: In Paris kam es in den 1960er- bis 1990er-Jahren nur selten vor, dass ein Sommer die 35 °C-Marke erreichte – vielleicht einmal in fünf Jahren. Solche Tage blieben den Menschen deutlich im Gedächtnis. Seit 2009 passiert das jedoch jedes Jahr, oft sogar an mehreren Tagen pro Sommer. Menschen, die heute in ihren Zwanzigern sind, kennen praktisch nur diesen Zustand. Für sie ist es normal, mehrere Hitzetage im Sommer zu erleben. Das gleiche lässt sich auch hier in Deutschland beobachten.
Wie können wir ein Bewusstsein schaffen für etwas, das wir selbst nie erlebt haben? Und welche Welt wird für die Kinder von heute normal sein? Ein generationenübergreifender Austausch ist dabei genauso wichtig wie eine langfristige und kontinuierliche wissenschaftliche Datenerfassung. Nur so können die „Shifting Baselines“ sichtbar und greifbar werden.
Koordinierungs- und Servicestelle Leipzig West
Ansprechpartnerin: Beatrice Schlabes
Tel.: 0341/46 272 38
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Fortbildung für Multiplikatoren und Naturinteressierte
Ab in den Wald! Basis- und Aufbaukurse
Wir suchen noch finanzielle Unterstützung für das nächste große Projekt: Die Sanierung der denkmalgeschützten Kegelbahn im Schlosspark.
Im nächsten Bauabschnitt soll die Toilettenanlage fertig saniert werden, damit der Kopfbau für Veranstaltungen genutzt werden kann.
Noch mehr Informationen und Veranstaltungen zum Leipziger Auwald sowie das Buch „Der Leipziger Auwald: Ein Natur- und Erlebnisführer“ finden sich auch auf www.leipziger-auwald.de.
Schloßweg 11, 04159 Leipzig
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